Die Beziehung zwischen Neapel und der Stadtplanung, also jener Disziplin, die sich mit der Betrachtung und Steuerung der physischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimension einer Stadt befasst, war schon immer sehr widersprüchlich. Historisch haben die Menschen – die Arbeiter*innen, Handwerker*innen, Tagelöhner*innen, Kleinkriminellen, Gelegenheitsdiebe (auf Neapolitanisch die mariuoli), Schwerverbrecher*innen, camorristi und Ma!osi, Politiker* innen, Ladenbesitzer*innen, bis hin zu den Schuhputzerjungen (sciuscià im gleichnamigen Film von Vittorio De Sica, ein neapolitanisches Wort, abgeleitet vom amerikanischen shoe-shine), haben Lastenträger*innen, Drogendealer*innen und Müßiggänger*innen aller Art und jeden Geschlechts die großen Umwälzungen und städtebaulichen Regeln mit einer Art Gleichgültigkeit und Fatalismus erlebt, der es ihnen erlaubte, sich anzupassen und, wenn möglich, davon zu pro!tieren. So hat sich alles von selbst geregelt. Kleine Grundstückseigentümer* innen, Grundbesitzer*innen, Bauunternehmer*innen, städtische Techniker*innen und Politiker*innen auf allen Ebenen haben sich selbst die Regeln und Gelegenheiten gegeben, die ihnen am günstigsten erschienen. Ganze Stadtteile Neapels sind auf diese Weise entstanden: Wo der Bebauungsplan besagte, dass nicht gebaut werden darf, wurde es dennoch einfach gemacht.

Delirious Napoli. Informales und illegales Vorgehen als urbanistische Taktik

Giuseppe Guida
;
2021

Abstract

Die Beziehung zwischen Neapel und der Stadtplanung, also jener Disziplin, die sich mit der Betrachtung und Steuerung der physischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimension einer Stadt befasst, war schon immer sehr widersprüchlich. Historisch haben die Menschen – die Arbeiter*innen, Handwerker*innen, Tagelöhner*innen, Kleinkriminellen, Gelegenheitsdiebe (auf Neapolitanisch die mariuoli), Schwerverbrecher*innen, camorristi und Ma!osi, Politiker* innen, Ladenbesitzer*innen, bis hin zu den Schuhputzerjungen (sciuscià im gleichnamigen Film von Vittorio De Sica, ein neapolitanisches Wort, abgeleitet vom amerikanischen shoe-shine), haben Lastenträger*innen, Drogendealer*innen und Müßiggänger*innen aller Art und jeden Geschlechts die großen Umwälzungen und städtebaulichen Regeln mit einer Art Gleichgültigkeit und Fatalismus erlebt, der es ihnen erlaubte, sich anzupassen und, wenn möglich, davon zu pro!tieren. So hat sich alles von selbst geregelt. Kleine Grundstückseigentümer* innen, Grundbesitzer*innen, Bauunternehmer*innen, städtische Techniker*innen und Politiker*innen auf allen Ebenen haben sich selbst die Regeln und Gelegenheiten gegeben, die ihnen am günstigsten erschienen. Ganze Stadtteile Neapels sind auf diese Weise entstanden: Wo der Bebauungsplan besagte, dass nicht gebaut werden darf, wurde es dennoch einfach gemacht.
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